26.11.2020, 11:40
Sönke Neitzel ist Militärhistoriker und hat nun ein Buch im Propyläen-Verlag herausgegeben mit dem Titel „Deutsche Krieger“. Es hat einen Umfang von 816 Seiten und kostet 35 €. In diesem Buch schreibt er über die Traditionslinien von den Deutschen Soldaten des ersten Weltkriegs über die Wehrmachtssoldaten im zweiten Weltkrieg und das deutsche Militär in BRD und DDR, und kommt schließlich auch zu den Kampfeinsätzen der Bundeswehr in Ex-Jugoslawien und in Afghanistan.
Es gab schon diverse Besprechungen des Buches, u.a. in elektronischen Medien wie 3sat und auf SWR2, diese beschäftigen sich aber eher allgemein mit dem Werk als ganzen und lassen die darin geschilderten Skandale unerwähnt. In diversen Printemdien hingegen werden diese aktuellen Skandale benannt, wie beispielsweise bei der FAZ.
Im Kapitel „Die Bundeswehr in Afghanistan“ stellt Neitzel fest, dass „selbst hartgesottene Soldaten des KSK erschüttert“ waren, „als ihnen Amerikaner nonchalant davon berichteten, wie sie gefangene Taliban exekutierten“. Man muss diese Stelle zweimal lesen. Amerikanische Soldaten haben gefangene Taliban exekutiert? Das wäre ein Kriegsverbrechen. Wann geschah das? Wo? Weitere Details sucht man hier aber vergebens.
Es seien Fälle bekannt, wo deutsche Stabsoffiziere abgelöst werden mussten, weil sie das Vorgehen der Amerikaner nicht mit ihren Vorstellungen über den Charakter des Einsatzes in Einklang bringen konnten. Doch dürfte das eher die Ausnahme gewesen sein: „Wenn bei Operationen der amerikanischen Spezialkräfte Zivilisten auch mal im dreistelligen Bereich umkamen, nahm man das hin.
Und schließlich im Kapitel neue Welt neue Aufgaben: Weitgehend unbekannt ist, dass inoffiziell schon seit 1991 rund 200 bis 300 Bundeswehrsoldaten als Freiwillige im jugoslawischen Bürgerkrieg kämpften. Insbesondere aus den Garnisonen in Süddeutschland fuhren viele Männer auf ein verlängertes Wochenende oder im Urlaub an die Front, um Kampferfahrung zu sammeln. Das war zwar illegal, wurde von den Vorgesetzten in vielen Fällen aber gedeckt, da man die Eigeninitiative als wertvolle Bereicherung der Gefechtsausbildung betrachtete.
Reaktionen des Kriegsministeriums, oder der Wehrbeauftragten auf diese geschilderten Skandale? Mangelware. Und Winni Nachtwei, ehemaliger Zeitsoldat und ehemaliger sicherheitspolitischer Sprecher der Grünen meint dazu, er sei nicht überrascht von den Enthüllungen.
Manch eine*r wäre eher überrascht, wenn dies Konsequenzen hätte, für die Beteiligten, für die Einsätze, für die Haltung der Bundesregierung zu ihrer Truppe allgemein.