Am 12. Oktober fand in Nörvenich die Demonstration gegen das in der Folgewoche startende NATO-Atomkriegsmanöver Steadfast Noon statt. Auch die DFG-VK NRW zählte zu den Organisatoren und war mit zahlreichen Aktiven vertreten, u.a. durch die Mitglieder der Gruppe Aachen, die auf einem 15 Meter langen Transparent das Borchert-Gedicht „Sagt Nein“ präsentierten.
Hier die Presseerklärung der Veranstalter:
Am Samstag, 12. Oktober, demonstrierten etwa 150 Personen aus der Friedensbewegung in Nörvenich gegen das am Montag beginnende Atomkriegsmanöver der NATO. Die in Nörvenich stationierten Tornado-Kampfjets sind als nukleare Trägerflugzeuge dabei im Einsatz. Die NATO hat inzwischen bestätigt, dass das Manöver „Steadfast Noon“ vom 14.-24. Oktober durchgeführt wird.
Die Demonstration begann vor dem Haupttor des Fliegerhorstes. Joachim Schramm von der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner*innen (DFG-VK) lobte die Verleihung des Friedensnobelpreises an die japanische Organisation der Überlebenden der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki, „Nihon Hidankyo“, als Ermutigung für alle, die sich für eine atomwaffenfreie Welt einsetzen. Armin Lauven von Pax Christi Bonn rief die Pilotinnen und Piloten im Fliegerhorst dazu auf, Befehle zu Atomwaffeneinsätzen zu verweigern, da diese völkerrechtswidrig wären. Der Gitarrist Gerd Schinkel trug einen Solidaritätssong für den 82-jährigen Dennis DuVall von den US-Veterans for Peace vor, der wegen einer Aktion Zivilen Ungehorsams gegen die Atomwaffen in Büchel eine Ausweisungsverfügung erhalten hat.
Weitere Fotos gibt es hier: https://photos.app.goo.gl/enfdaFqF8pgxtKgo7
Die bunte Demonstration zog vom Fliegerhorst zum Schlossplatz in Nörvenich. Unterwegs wurde die Oswald-Boelcke-Allee symbolisch zur Claude-Monet-Allee umbenannt. Bei der Hauptkundgebung forderte Heiner Krüger von der Friedensgruppe Düren den Stopp der Atomkriegsübung und die Ächtung aller Atomwaffen weltweit. Dr. Uwe Trieschmann von der Gruppe „Ärzte gegen den Atomtod“, IPPNW, wies auf die Folgen eines möglichen Atomkrieges hin, in dem es keine ärztliche Hilfe mehr geben könne. Deshalb müsse Deutschland die nukleare Teilhabe in der NATO beenden und dem Atomwaffenverbotsvertrag der UNO beitreten. Auch die Stationierung neuer US-Mittelstreckenraketen in Deutschland müsse verhindert werden, da diese die Atomkriegsgefahr erhöhen würden. Die Catholic Workers-Friedensaktivistin Susan van der Hijden aus Amsterdam war erst Ende September aus dem Gefängnis entlassen worden, weil sie wegen einer Aktion Zivilen Ungehorsams am Atomwaffenstandort Büchel eine Freiheitsstrafe verbüßt hatte. Es sei wichtig, Ungehorsam zu üben, weil Kriege nur mit gehorsamen Soldaten geführt werden könnten, so van der Hijden. Die Gruppe „Solidarity of Korean People in Europe“ forderte einen Friedensvertrag für Korea und ein Ende der Atomkriegsmanöver von USA und Südkorea. Gerold König, der Bundesvorsitzende von Pax Christi, betonte, dass Papst Franziskus nicht nur den Einsatz, sondern schon den Besitz von Atomwaffen als unmoralisch verurteilt habe.
Abschließend wurde von allen Teilnehmenden eine Grußbotschaft an die japanischen Friedensnobelpreisträger*innen gesungen und videographiert. (Hier ein Videozusammenschnitt) Für eine kreative kulturelle Begleitung der Kundgebung am Schlossplatz sorgte das „Marmeladenduett“ aus Aachen, Nick Knatterton und Kira.
Hier die Rede von Gerold König, Bundesvorsitzender von pax christi:
Hier die Rede von Dr. Uwe Trieschmann, IPPNW Köln:
Die regionale Presse berichtete von der Aktion: „Friedliche Demo gegen Atomkriegsmanöver“
Die „Zeit“ veröffentlichte jetzt einen sehr informativen Artikel über die aktuelle Stand der Atomwaffen, ihre Einsatzbereitschaft und ihre Wirkung. (leider hinter der Bezahlschranke)
„ZEIT ONLINE: Frau Jacobsen, wie lange würde die Menschheit brauchen, um sich selbst auszulöschen?
Annie Jacobsen: Nicht lange. Etwa drei Stunden. Wenn ein Nuklearkrieg ausbricht, passieren Dinge in einem atemberaubenden Tempo. Ich habe mit General Robert Kehler gesprochen, der Stratcom-Kommandeur war, der also einst die gesamten amerikanischen Nuklearstreitkräfte unter sich hatte. Als wir drüber geredet haben, wie ein Atomkrieg mit Russland aussehen würde, sagte er: „Annie, die Welt könnte in ein paar Stunden enden.“
„Wie lange braucht es, die Menschheit auszulöschen? Etwa drei Stunden“
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2026 wollen die USA neue Mittelstreckenraketen in Deutschland stationieren, die auch Atomwaffen transportieren können. Auch die russische Regierung hat im Ukrainekrieg immer wieder vom möglichen Einsatz von Atomwaffen gesprochen.
In dieser brisanten Lage will die Bundeswehr Mitte Oktober 2024 im Rahmen des NATO-Manövers „Steadfast Noon“ erneut üben, wie man Atombomben aus unterirdischen Bunkern an Tornado-Kampfjets anbringt und diese Bomben im Einsatzziel abwirft. Dieses Manöver findet jedes Jahr europaweit mit Beteiligung der USA und aller NATO-Staaten der„Nuklearen Teilhabe“ statt. Wer im Jahr 2024 Atomkriege übt, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt, denn bei einem Atomkrieg kann es keine Gewinner, sondern nur Verlierer geben.
Deshalb demonstriert die Friedensbewegung in NRW am 12. Oktober am Luftwaffenstützpunkt Nörvenich, wo zurzeit die deutschen Atombomber stationiert sind, gegen das Atomkriegsmanöver.
Redner:innen: Heiner Krüger, Friedensgruppe Düren; Susan van der Hijden, Catholic Worker Amsterdam; Gerold König, pax christi Bundesvorstand; Dr. Uwe Trieschmann, IPPNW-Regionalgruppe Köln u.a.
Interview von Radio Lora München mit Martin Singe, Mitorganisator der Nörvenich-Demo
Hier der Flyer