Im 375. Jubiläumsjahr des Westfälischen Friedens 2023 haben wir mit der Tagung „375 Jahre Westfälischer Frieden – Der Krieg erfordert Friedensperspektiven“ im Paul-Gerhardt-Haus in Münster versucht, pazifistische Antworten auf aktuelle Fragen von Krieg und Frieden vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges zu geben. Friedenspolitisch interessierte Menschen aus ganz NRW kamen dazu zusammen. Die Tagung unter der Überschrift „375 Jahre Westfälischer Frieden – Der Krieg erfordert Friedensperspektiven“ wurde von der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG-VK) NRW, dem Alois Stoff Bildungswerk, der Friedenskooperative Münster, pax christi Münster und der DFG-VK Münster ausgerichtet.
In der Eröffnungsrede betonte der Politikwissenschaftler Prof. Mohssen Massarrat aus Berlin die Notwendigkeit, im Ukrainekrieg schnellstmöglich einen Waffenstillstand herbeizuführen um darauf aufbauend Friedensverhandlungen führen zu können. Er betonte die Verantwortung Russlands für den Krieg, verwies aber auch auf die Rolle der NATO im Vorfeld des Krieges. In einer zweiten Eröffnungsrede stellte Hugo Elkemann von der Friedenskooperative Münster die zwei Seiten der Stadt Münster dar: Die selbsterklärte Friedenstadt auf der einen Seite und die Stadt des Militärs auf der anderen Seite. In Arbeitsgruppen diskutierten die Teilnehmer:innen engagiert über die Notwendigkeit atomarer Abrüstung, Theorie und Praxis gewaltfreier Sozialer Verteidigung sowie über die Lage von russischen und ukrainischen Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern. In der abschließenden Podiumsdiskussion mit Prof. Massarrat, Jan Birk von der Initiative „Sicherheit neu denken“ und Joachim Schramm (DFG-VK NRW) waren sich die Podiumsgäste einig, dass eine neue Europäischen Friedensordnung nur unter Einschluss Russlands Bestand haben könne. Auch wenn die Beziehungen durch den völkerrechtswidrigen Krieg Russlands gegen die Ukraine zurzeit tiefgreifend gestört seien, müssten in einem längeren Prozess die zwischenstaatlichen Beziehungen wieder neu aufgebaut werden. Gespräche über Rüstungskontrolle und der Aufbau vertrauensbildender Maßnahmen seien erste Schritte dazu, hieß es in der Diskussion. Auch kulturelle Kontakte und Städtepartnerschaften müssten nach Ende des Krieges neu aktiviert werden. Den aktuellen Kurs der Bundesregierung von Konfrontation und Aufrüstung lehnten die Podiumsteilnehmer ab. Eine Sicherheitsordnung, die auf Konfrontation aufbaue, sei aus friedenswissenschaftlicher Sicht eine instabile Ordnung, die über kurz oder lang zu neuen Kriegen führe.
Her der Videomitschnitt der Inputbeiträge aus der Podiumsdiskusion:
Auch die beiden Eröffnungsreden von Mohssen Massarrat und Hugo Elkemann sind im Videomitschnitt zu sehen.
Wir danken der Bertha von Suttner Stiftung für ihre Unterstützung!
Der Westfälische Frieden von 1648, ausgehandelt in Osnabrück und Münster, beendete den dreißigjährigen Krieg auf dem Verhandlungsweg. Das dort vereinbarte Prinzip der Gleichberechtigung aller Staaten war ein wichtiger Schritt für folgende Friedensordnungen. Wir wollen mit unserer
Tagung dieses Datum nutzen, um über heutige Positionen zur Friedenssicherung zu diskutieren. Dabei sollen vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges Fragen wie die nach Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, die Gefahr der atomaren Eskalation, Voraussetzungen und Ziel von Verhandlungen, Perspektiven einer kooperativen Friedensordnung und auch die Rolle von Desertion, Kriegsdienstverweigerung und Sozialer Verteidigung als Alternativen zur Kriegsführung betrachtet werden.
Samstag 16.9.23 12:00 bis 17:00 (18:00 bis 21:00 Theateraufführung)
Paul Gerhard Haus Münster, Friedrichstraße
mit: Mohssen Massarat, Regina Hagen, Jan Birk, Rudi Friedrich, Marah Frech, Uschi Garczarek (für den leider erkrankten Achim Schmitz), Joachim Schramm und Hugo Elkemann
Anmeldung an: dfg-vk.nrw@t-online.de